15.6 - 27.6.2001

14 tägige Harley - Tour durch
Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona

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"Harley's sind nur was für wahre Männer ...". Ob das stimmt, wollten wir selber rausfinden und planten so eine Vierstaaten - Tour quer durch den Westen der USA.

Brennende Wälder und Wohnmobile, auslaufende Tankstellen, agressive Bienen und Wespen, Schlangen, stornierte Hostelzimmer, Blattern an Händen und Füssen, verbrannte Nase und Lippen, klitschnasse Kleider, gefrorene Finger, verschwitzte Lederjacken und nen Abstecher ins Death Valley musst Du so ungefähr durchstehen können, dann bist Du fit für die Tour. Aber seht doch selbst ...

Endlich konnten wir unsere Bike's in Empfang nehmen, die mickrigen Satteltaschen mit unserem Survival - Packet (Kleider, Karten, Wasser und so ...) stopfen und schon ging's los.

Wir wollten wieder nach San Francisco, waren uns aber der Distanz bewusst und buchten so ein Hostel in der Mitte, genauer in San Louis Obispo. Obwohl wir eigentlich immer auf Achse waren, lief uns bereits am ersten Tag die Zeit davon und so wurden unsere (reservierten !) Schlafplätze um 18 Uhr bereits an andere Gäste vermietet. Danke schön. Mit etwas heulen und jammern an der Theke bekamen wir dennoch ein Plätzli, auf dem Sofa und nem Bodenbett. Zum gleichen Preis, versteht sich :-(

Ob das für Oli Grund genug war, um die Handtuchhalterung aus der Wand zu reissen ? Ich weiss es nicht, wir waren auf jeden Fall froh, ne Dusche zu nehmen und uns am Abend indisch zu verpflegen.

Ach ja, Inder essen am Abend etwas früher als die Ami's oder wir, und so waren wir zum zweiten Mal die letzten Gäste im Restaurant und die Türe wurde hinter uns sauber abgeschlossen ...

Janu, wir hatten auf jeden Fall gut gespiesen und konnten uns so friedlich von den Strapazen der Harley - Tour erholen.

Eigentlich wie jeden Morgen machten wir uns früh auf den Weg, wir waren ja jetzt vorgewarnt, wie lange man für ne Strecke braucht und wollten nicht wieder zuspät kommen.

Die Sonne war auch schon auf, wie schön, und so durchquerten wir abwechslungsweise neblige und sonnige Abschnitte.

Mit dem Bike ist das gar nicht so eifach, im Nebel oder Regen beschlägt es die Sonnenbrille und ausserdem war es bitterkalt.

So waren wir bis zum Hals zugeschnürt und angezogen.

Ach ja, zu erwähnen wären da noch meine weissen Handschuhe. Keine Angst, ich hatte mir nicht nen Michael Jackson - Tick zugelegt, ich hatte eher Mühe mit den neuen original halboffenen Harley - Handschuhen. Die Dinger waren so hart und zäh, sodass ich bereits die ersten Blattern vom Gasgeben (!) bekommen habe und so die Handschuhe irgendwo ins Gepäck verbannte ...

Am Morgen aber war es so kalt, dass ich mir beinahe die Fingerchen abgefroren hatte und so an der nächsten Tankstelle auch locker das 20 fache der 99 Cents für die weissen Wollehandschuhe bezahlt hätte ...

Aber die definitive Lösung konnte auch das nicht sein. Ich wechselte später nochmals die Handschuhe und wurde mit ner braunen, etwas stabilieren Sorte recht froh :-)

Ja, San Francisco wuchs mir halt noch etwas mehr ans Herz. Diesmal wohnten wir nördlich der Brücke in Sausalito, und so präsentierte sich S.F. am Abend noch in nem ganz speziellen Kleid.

Was mir weniger gefallen hat, dass die Brücke für die Bike's gleichteuer ist wir für ein Auto, Halsabschneider überall !

An dieser Tankstelle spielte sich ne weniger lustige Szene ab. Unsere durstigen Metallpferde liefen wieder mal auf Reserve und so wollten wir hier tanken. Ich musste 20$ Prepaien (Danke für's Vertrauen !) und Oli füllte seinen Tank. Danach übergab er mir den Stutzen und ab da war's vorbei mit der Ruhe. Die doofe Zapfsäule wollte glaub die ganzen 20 Döllär in Oli's Tank pressen (Tankinhalt: 5 Döllär) und so sprudelte der Zapfen friedlich vor sich hin. Ne ganze Menge Sprit floss über meine Hände, den Tank und in Richtung heissem Motor ! Aaaah, ich bekam fast das Herzkammerflimmern, als ich realisierte, was da abging. Sofort schon ich die beiden Bikes weg und Oli stand mit dem fröhlich sprudelnden Zapfhahn da ! Zum Fötälä war keine Zeit und Lust (sorry) und ich rannte in den Laden, um Hilfe zu holen. Aber denkste, das überdurchschnittlich nette Fräulein hielt es nicht für nötige, ihr grosszügig dimensioniertes Hinterteil aus dem Laden zu bewegen und der Zapfsäule irgendwie den Hahn abzudrehen. Sie starrte mich nur doof an und mache keine Wank ... Ok, zurück zu Oli und irgend nen Knopf in den Schlauch machen oder so. Aber Oli hatte inzwischen den Zapfen zurück in die Halterung gesteckt und das unterbrach dann den Benzinfluss ... Uff, wir schauten uns beide etwas erschrocken an und entschieden, den Ort des Grauens sofort zu verlassen. Ich stürmte also wieder in den Laden zurück, um mein Retourgeld zu kassieren (dieser Tankstelle schenke ich bestimmt keinen Cent), und da fragte mich ein anderer Verkäufer, ob mit Zapfsäule Nr. 17 etwas nicht in Ordnung sei ... YEAH !!! Ich hatte fast das Herz in der Hose und dachte, die Tankstelle fliege gleich in die Luft und der Kerli fragt mich, ob etwas nicht in Ordnung sei ... Richtig geladen vor Wut trillerte ich in einem unmissverständlich ironischem Ton, dass mit der Zapfsäule alle, wirklich auch alles in bester Ordnung sei und es kein Grund zur Beunruhigung gäbe ... As ... !

Auf der Weiterfahrt stellte ich mir das Gesicht des Harley - Fritzen vor, wenn ich Ihm nen abgebrannten Zündschlüssel überreichen und ihm klarmachen müsste, dass er soeben die Überreste der beiden Harley's in den Händen halte :-)

Aber wiso die Aufregung, es ging ja alles gut und wir waren uns einig, dass wir die Tankstellenkette "Taco" ab sofort und für immer meiden werden !

Am späteren Nachmittag wurde es ruhiger. Wir waren über ein paar Pässe gefahren und so irgendwann beim Lake Tahoe angekommen. Die ist ein wunderschöner, grosser und tiefer Bergsee, welcher halb zu Kalifornien und halb zu Nevada gehört.

So verbrachten wir eine Nacht hier in den Bergen und fuhren am nächsten Tag um den ganzen See (ca. 3h !) herum. Ja, hier ist halt alles etwas grösser ...

"Hey Oli, bist Du ready ?" tönte es jeweils nach den unzähligen, kurzen Stop. So konnten wir uns wieder neu Orientieren und Karten lesen, trinken oder ein paar Föti's schiessen.
Wir fuhren auf den Mountain - Highways Richtung Süden und genossen hier wieder mal die Aussicht. Im Tal sieht man schön den Monolake, welcher östlich des Yosemite - Parks angesiedelt ist und etwas Abwechslung in die Berggegend bringt.

So sah Oli kurz nach dem überstandenen Angriff ner Harakiri - Biene aus. Der Brummer zerschellte sauber an Oli's Sonnenbrille und so klatschte der Brummer bereits zerschellt in sein Gesicht.

Die Viecher waren wirklich sehr unangenehm. Mich hat so nen Brummer ins Gesicht gestochen und beide hatten mal einen im T-Shirt; natürlich wurden wir auch dort recht hinterhältig und chancenlos gestochen, gingen aber immer als Sieger aus dem Rennen !

Den nächsten Tag verbrachten wir im Yosemite - Nationalpark. Die Anlage ist so gross, dass man glaub locker zwei Wochen alleine in dem Gebiet verbringen könnte und wandern, fischen, baden, klettern, biken, ...

Wir begnügten uns recht Touristenmässig auf ein paar Aussichtspunkte oder kleine Touren, aber länger als nen halben Tag waren wir nie in den Pärken.

Hier waren wir z.B. auf dem Aussichtsplateau und hatten ne wunderschöne Sicht auf den "Half Dome". Aber für uns als Schweizer sind solche Berge ja nichts ungewöhnliches, oder ?

Am Nachmittag fuhren wir erstmals durch die Wüste. Hier kannst Du gar nicht genug Wasser mitnehmen, welches dann von der Sonne und dem Wind erhitzt wird und Du dann warm trinken darfst ... Prost !

Aber Oli trinkt sowiso kein gekühltes Wasser und so war ihm der natürliche Wassererhitzer grad recht.

Ja, kalt war es beim besten Willen nicht. Wenn die Anzeige nicht lügt, war es 104 Grad Fahrenheit warm, das wäre so irgendwo um 35 - 40 Grad Celcius ... Und das am Abend um 18 Uhr.

Wir mussten wegen Tankstellenmangels in dieser Gegend etwas vorsichtig sein und übernachteten halt auch mal früher als geplant in einem grösseren Dörfchen.

Da wir uns ja schon fast an die Hitze gewöhnt hatten, entschieden wir uns für nen Tour durch Death Valley, so richtige Harley - Fahrer lässt das doch kalt, oder ?

So fuhren wir am Vormittag durch einen der heissesten Plätze der USA (sogar der Welt ?) und konnten uns nen Eindruck von der recht speziellen Gegend verschaffen.

Ich emfand den Abstecher durch Death Valley als Herausforderung und grossartiges Erlebnis, doch als ich am heissesten Platz nen Velofahrer (!) überholte, kam ich mir irgendwie klein und lausig vor.

Der Jogger, welchen wir ein paar Miles später noch kreuzten, gab mir dann definitiv den Rest ...

Wir fuhren bis nach Vegas und quartierten uns im Exkalibur ein. Zuerst wollten wir in die äqyptische Pyramide, aber die günstigsten Zimmer für 160 US$ waren uns dann doch etwas zu teuer ...

Nach ner kurzen Dusche besuchten wir den nahegelegene Hover Damm, welcher Arizona mit Nevada verbindet. Und da sich die beiden Staaten nicht in der gleichen Zeitzone befinden, läuft in den Wintermonaten die linke Seite des Dammes der rechten Seite eine Stunde nach.

Abend wurde es auch sehr schnell, und so bot zeigte sich unser Hotel von der schönsten Seite.

Wir verliessen Vegas, ohne viel Geld verspielt zu haben. Irgendwie waren wir beide nicht in "zusätzlicher Geldausgebestimmung" und so überliessen wir den angeblichen Reiz den anderen Gästen.

Und an das Märchen, dass man hier reich werden kann, glaubten wir beide halt nicht mehr ...

Am nächsten Tag fuhren wir nach Utah. Dort bezogen wir wieder in nem Hostel die Zimmer und machten und gleich noch auf in den Zion - Nationalpark.

Wir liessen die Bike's beim Eingang stehen und fuhren mit dem Bus in die hintersten Ecken der Schluchten. An den verschiedenen Haltestellen konnte man jeweils kleinere oder grössere Spaziergänge bis Touren machen und so vertraten wir uns auch wieder mal die Füsse.

Wir waren recht weit in der Wildnis drin und weg von jeglicher Zivilisation und Verkehr. Deswegen waren wahrscheinlich auch die Tierchen zutraulicher und Oli streckte dem Eichhörnchen (oder ?) ein Hölzchen hin.

Hm, gelten Vortrittsregeln eigentlich auch für Tiere? Auf jeden Fall liessen wir der Schlange, welche von Rechts kam, den Vortritt und waren froh, dass sie nicht in unsere Richtung kroch ...

Wir hatten zwar im Fernsehen gesehen, wie man so ne Schlange fängt. So ein Natur - Burschi war öfters auf Schlangenjagd, hat die Tierchen immer am Schwanz gepackt und dann die Schlange mit nem schwarzen Rucksack abgelenkt. Tja, den Rucksack hätten wir ja zwar, aber irgendwie fühlten wir uns nicht dazu berufen, die Sendung zu imitieren ...

Am Abend zogen dann zum ersten Mal so richtig dicke, schöne Wolken auf. Dies spornte uns an, mal schneller als die 60 Miles zu fahren und wir kamen am diesem Tag mit einem blauen Auge davon.

Dass in den nächsten Tagen die gleichen Wolken mehrfach als Sieger aus dem Rennen gehen werden, wussten wir natürlich noch nicht.

Frohen Mutes machten wir uns am nächsten Morgen auf die nächste Entdeckungsreise und besuchten den Bryce - Canyon. Dieser bieten unglaubliche Steine, Figuren und Felsgebilde. Ich konnte mir echt nicht vorstellen, wie soetwas entstehen kann, und so genoss ich einfach die Aussicht.
Im Park drin befinden sich dann unzählige, rotleuchtende Steine mit den kurligsten Formen.
Hier hat die Natur eine richtige Brücke geschaffen, aber wie lange sie noch existieren wird, weiss natürlich niemand. Auf den Erläuterungstafeln wurden wir informiert, dass sich die Natur langsam aber konstant weiterentwickelt und frisst und so wir die Brücke eines Tages zusammenbrechen ...

Am Abend, während Oli in der Küche stand, schlich ich mich nochmals raus und erwischte wieder mal einen sehr schönen Abendhimmel.

Dass es hier eigentlich immer und recht stark windet, lässt sich anhand der flatternden Fahne erahnen.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Süden. Wir besuchten noch kurz die nördliche Seite des Grand Canyon, und fuhren dann etliche Meilen südlich bis nach Flaggstaff.

Unterwegs machten wir ein paar negative Erfahrungen mit dem Klima und wurden so richtig verschiffet ! Doch die Sonne wartete bereits wieder nach der Regenwand und trocknete die Kleider im nu wieder.

Tags darauf hielten wir auf dem lokalen Flughafen nach nem Rundflug ausschau und wurden bei der einen Fluggesellschaft fündig. Wir buchten eine 45min Tour über den Canyon und warteten ungeduldig auf unser Flugzeug.
Eine Stunde später waren wir in der Luft und flogen über die Schluchten.

Ähnlich wie beim Bryce Canyon, wurde hier sehr viel Stein weggebaggert und weggespült. Im Unterschied zu den verschiedenen Farben und Formen des "Bryce" spülte hier das Wasser ein 450 km breites Schluchten-Netz weg.

Unser Flug war sehr schön, obwohl es starkt windete und wir wegen einem Luftloch einmal in den Gurten hingen ...

Wir verbrachten zwei Nächte in Flagstaff, 80 Miles südlich des Grand Canyon. Wiedereinmal schliefen wir in ner Jugi und hatte eine sehr schöne Zeit mit den anderen Reisenden.

Auf dem Foto sieht man (neben uns) Alex, ein Russe, welcher in Costa Rica lebt und im Moment in Phoenix arbeitet ...

Langsam planten wir unsere Rückfahrt. Wir waren bis jetzt ca. 3000 Miles gefahren, und in wenigen Tagen müssen wir ja bereits L.A. verlassen.

So genossen wir die Fahrt durch Arizona, dem Staat, wo es Dich am gleichen Tag mehrfach verregnet und wieder verbrennt ...

Auf dem Nummernschild von Arizona ist eine Kaktus abgebildet, welcher seine beiden Arme in die Höhe streckt. Schön, sie ja gut aus, nur würde ich auch gerne mal so nen Kaktus sehen. Fast den ganzen Tag hielt ich Ausschau nach den Dingern und prompt bekam ich mal ein so schönes Exemplar zu sehen.

Also, auf den Pannenstreifen, absteigen, staunen, fötele, etwas trinken und wieder weiterfahren.

So ne Harley ist wirklich ein cooles Spielzeug. Sie kann brav sein wie ein Lamm und schnurren wie ne Katze. Aber wenn man sie etwas kizzelt, dann knurrt und faucht sie wie ein Drache.

So kam auch ich manchmal etwas "Drachenstimmung" und drehte den Motor höher als es manch Harley - Konstrukteur für möglich halten würde. Der fehlende Tourenzähler jedoch macht es mir wieder einfach und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich den Motor nie in den roten Bereich "drückte" ... :-)

Eigentlich fragte ich mich die ganzen zwei Wochen, wofür so ne Satteltasche denn so richtig geeignet ist. Kleider kannst Du ja doch fast keine mitnehmen und speziell hübsch ist sie ja auch nicht.

Beim Einkaufen jedoch kam ich dem Rätsel auf die Spur. Zwei Satteltaschen à 12 Budi's machen doch genau 24 Bierchen pro Bike ...

So kehrten wir gesund und glücklich nach L.A. zurück und verbrachten die letzten Stunden nochmals in San Pedro.

Auf dem Photo sieht man schön den Schmutz und die Abgase, welche in L.A. in der Luft liegen und unsere Köpfe wie Kaminfeger einschwärzten.

Ich hatte ausserdem auch noch genug Sonne getankt, und so sieht man mir die lange, schöne, anstrengende und unvergessliche Reise glaub recht deutlich an ... Nicht?

Wir verabschiedeten uns von Ruth, Fey und deren Familie. Ruth sollte am 19. Juli Mutter werden, genau an Oli's 30tem Geburtstag :-)

So verlassen wir Kalifornien heute Abend mit einem lachenden und weinenden Auge und wir bedanken uns bei Werner nochmals ganz herzlich für die entgegengebrachte Grosszügigkeit !