1.6 - 3.6.2001 Aufenthalt: Los Angeles 1
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Liebes Tagebuch, auch ich darf mir etwas Ferien gönnen und so werde ich Dich nicht mehr täglich auf dem Laufendem halten. Wir verweilen in den nächsten Tagen öfters etwas an den gleichen Orten und so mache ich einfach ein Summary über die Tage. Ok ?

 

Also, wir waren immer noch zu Fuss unterwegs und die Schuhsohlen wurden merklich dünner. Wir riefen bei nem lokalen Car - Rental an und schildertem Ihm unser Problem. "Selbstverständlich habe er nen kleinen, handlichen und günstigen Wagen zur Hand", war die freundliche Antwort und so schlugen wir ein. Ich dachte da einen Smart (mit search.ch auf der Türe, so wie ich es mir von der CH gewöhnt bin), doch eben, die amerikanisch angehauchten Erdbewohner unseres netten Planetes haben manchmal etwas andere Vorstellungen als wir Europäer. So bekamen wir den 8 - Plätzer auf dem unteren Foto und bezahlten dafür etwa gleichviel wie für ein Privatflugzeug samt Piloten ... Der Burschi traute sich sogar noch, das Ding als "Sonderangebot" zu bezeichnen ... What'n as !

Aber was soll's, wir hatten keine andere Wahl und ohne Car ist's hier eben nicht sinnlos ...

Also, ist ja nur für 3 Tage, dann können wir die Harley's mieten und uns am kommenden Montag auf eine zweiwöchige Tour machen. Ist doch auch ganz nett, nicht ???

Eigentlich wollten wir die Bikes ja bereits am ersten Tag mieten, aber leider waren keine Bikes per sofort verfügbar. Doch ab Montag sei alles wieder besser ...

... Denkste ... !

Ohne Probleme fanden wir den Harley - Rental und auch die Bikes, welche wir zu Gesicht bekamen, erfreuten uns bis in die Zehenspitzen.

Doch diese Dinger konnten wir uns wieder mal nicht leisten, die kosten gut 200 sFr. / Tag und 14 Tage à 200 sFr., exkl. Versicherung nur für ein Fortbewegungsmittel könnte sich nicht mal Bill Gates leisten und so mussten wir leider passen.

Ok, auf dem Prospekt waren auch noch etwas kleinere Bikes zum mieten, ich hoffe, keine Moped's mit 50 ccm ... Doch die wären erst ab dem 11. Juni verfügbar ... bäääääh, was jetzt ? Wir entschlossen uns spontan, unsere ganzen Ferienpläne etwas 720° umzustellen, zuerst San Francisco und San Diego per Car, Flieger, Bus, Autostop oder was auch immer zu bereisen und die Biketour dann am 11. Juni anzutreten. Sofort reservierten wir die Bike's und bezahlten auch grad mit der eh schon arg strapazierten Kredit - Karte.

Uff, jetzt haben wir die Dinger auf sicher und so schlecht sahen die auch nicht aus. Aber ich bin ja mal gespannt, was wir in den zwei Wochen alles erleben werden ... Das gibt bestimmt wieder ein paar Stories für's Tagebuch :-)

Mit dem Vertrag in der Tasche machten wir uns auf den Weg nach Venice Beach, wo wir endlich Ruth besuchen konnten. Ich sah Sie vor 6 Monaten zum letzten Mal, damals ohne Bäuchlein und unverheiratet. Und jetzt, in zwei Monaten, wird Sie bereits die ersten Erfahrungen mit Windeln wechseln und Baby säugen machen.

Ruth, herzliche Gratulation und alles Gute für die Zukunft. Es wird bestimmt ein Pracht's - Baby, nicht ???

Zusammen schlenderten wir am Venice Beach entlang und konnten uns nen Eindruck von der nicht unberühmten Gegend verschaffen. Doch Strand, baden und Sonne sind hier im Moment etwas Fremdworte und so beschränkten wir unsere Tour auf den Gassen - Bummel.

Es war amüsant; in Venice hat es unzählige komische, lustige, fragwürdige und auch arme Gestalten.

Hier zum Beispiel war grad ein "Freiluftbewohner", sprich Obdachloser, am Zügeln, hatte so den ganzen Balast auf ein Wägeli gepackt und das Haustier zuoberst platziert. Der Katze schien es zu gefallen und sie machte nen ganz zufriedenen Eindruck.

Am später Abend besuchten wir die Schwester von Ruth, Fey, und ihren Mann Dan. Sie wohnen auch in San Pedro, 5 (Auto) - Minuten von unserer Bleibe entfernt in ein einem recht speziellen Haus mit Garten. Der Anblick glich etwas einem Flohmarkt oder einer öffentlichen Abstellkammer, es gab wirklich nichts, was nicht im Garten rumstand. Ich muss da wohl mal noch ein paar Fotos machen ...

Weiter haben Sie zwei "Alarmanlagen" mit je vier Beinen und kräftigen Zähnen. Wir nennen sie Kampfhunde der Marke Pitbull. Die beiden Begrüssten uns etwas eigenartig, und rannten fast die Holztüre ein. Dan kam schnell zur Hilfe und zähmte die beiden Bestien mit strafendem Blick !

Wir durften also eintreten, wurden von oben bis unten beschnüffelt und gemustert und nach kurzer Zeit verwandelten sich die beiden furchteinflössenden Hunde in zahme Schäfchen und ich kraulte beiden das Bäuchlein ...

Jetzt haben Sie uns bereits ins Herz geschlossen und haben mega dä Plausch, wenn wir ein Besüchli machen ...

Am nächsten Tag wollten wir nach Santa Monica. Dieser Stadtteil liegt nordwestlich in L.A auch am Meer.

Wir fuhren also auf dem Highway 101, 4.te Spur (wie es sich gehört) Richtung Norden mit ca. 120 km/h. Die Strassen sind teilweise etwas seltsam, der Belag weisst neben Rissen und Flicken teilweise auch eine rillenartige Perforierung auf (auf dem Foto sichtbar).

So fuhren eben auf solchen Rillen und der etwas grössere Fahrtwiderstand erzeugt ein hörbares Geräusch. Doch da war noch etwas anderes. Eine Art pfeifen und rumpeln, das immer lauter wurde und nur von vorne Links her dröhnte. Auweia, das bedeutet sicher nicht's Gutes ...

Ein paar Sekunden später war uns beiden klar, dass sich soeben ein Pneu verabschiedet hatte und mit Pannenblinker (und noch immer fast 120 km/h auf dem Tacho) steuerte Oli Richtung Pannenstreifen. Die nachfolgenden Auto's interessiert's natürlich keinen Dreck, wenn da jemand ne kleinen Aussetzer hat und die Spur wechseln möchte und so konnten wir beide aufschnaufen, als der Wagen am Rande zum Stillstand kam.

Cool, wir stiegen aus und lachten uns zuerst mal aus. Tja, und jetzt ? Sollen wir Autostop machen ? Oder 911 rufen ? Oder die Rega :-) ?

Ok, eigenlich wäre ein Call zum Autohändler noch ganz nett. Vielleicht kennt er ein paar Abschlepp - Hoschi's, welchen es am Samstag Nachmittag langweilig ist. Aber per Zufall waren wir ein paar Minuten vorher beim Autohänder zu Besuch und wussten, das er geschlossen hat.

Wir entschieden uns für einen sauberen Radwechsel und dann für die Weiterfahrt. Doch auf der Autobahn mit einem so schmalen Pannenstreifen ist das glaub nicht die Idee des Jahres. Aber hey, wir sahen vor uns eine Ausfahrt und vielleicht führt die ja nicht auf die nächste Autobahn, sondern in die Zivilisation. Genau das wollten wir zuerst checken und liefen so Richtung Ausfahrt.

Doch weit kamen wir nicht. Keine 50 m hielt ein Polizei - Wagen hinter uns und so brachen wir die Späherei kurzfristig ab. Der freundliche Herr in Uniform fragte uns, was denn so abgehe bei uns und wir stammelten was von Tire, Air and loose. Er hatte den Wagen auch gesehen und so war ihm klar, was Sache ist.

Wir mussten dann wieder einstiegen ("It's the law ...") und er gab und Rückendeckung auf unserer Schneckentempo - Fahrt zur Ausfahrt. Zum Glück führte die Spur wirklich irgendwo ins die Stadt und so konnten wir am nächsten Trottoir anhalten. Der Polizist (welcher leider nicht fotografiert werden durfte, "it's the law ...") fragte noch, ob wir weitere Hilfe benötigen, aber wir verneinten danken und zogen dem Auto das Ersatzrad auf die Achse.

Bin ja mal gespannt, was der Car - Dealer für ein Gesicht macht, wenn er den Kratzer in der Seitentüre, ein abgefahrenen Ersatzreifen und den "zerschossenen" sieht. Soll ich ein Foto machen ?

Tja, Holiday. Was uns nicht umhaut, macht uns stärker und mit dieser Einstellung, einem etwas schmalen Ersatzrad und einer weiteren Story im Rucksack fuhren wir nach Santa Monica.

Vom Highway aus sahen wir DownTown I von L.A, doch irgendwie haben die paar SkySkratcher hier nur symbolische Bedeutung und sind nicht speziell sehenswert.

Dafür war Santa Monica ein nettes Ausflugsziel. Wir fanden eine Art Einkaufsstrasse, welche dichtbevölkert und mit guten Geschäften ausgestattet war.

Hier fanden wir endlich einen Buchladen, welcher Bücher in deutscher Sprache (und keine Lexika's) führte. Oli riss sich ein Taschenbuch unter den Nagel, doch als er den Umrechnungskurs von Mark in Dollar vernahm, verging ihm die Lust am lesen schlagartig. 18 DM (ca. 15 sFr) entsprach im besagten Laden 21,35 $ (ca 38 sFr.). Dass da irgendwo noch 23 sFr. unter den Tisch fielen, störte den Verkäufer nicht im Geringsten. Dafür Oli, denn er stellte das Buch unverzüglich ins Regal zurück !

Gegen Abend machten wir uns wieder auf den Weg nach San Pedro und beide hofften sowohl insgeheim, als auch lautstark verkündend, dass uns der Nagelgott für heute genug bestraft hatte und wir so heil und unversehrt heimkehren konnten.

Am nächsten Tag erwartete uns ein Prachtsmorgen. Habt Ihr eigentlich schon mal unsere Aussicht gesehen ?

Hier ein Blick aus dem nett grossen Stubenfenster. Falls ich mal vor 6 Uhr aus dem Bett falle, mache ich noch ein Foto von der aufgehenden Sonne. Sieht auch noch ganz nett aus :-)

Am Nachmittag besuchten wir die Marina del Rey, ein anständig grosser Hafen und auch wieder in Venice Beach. Obwohl wir am anderen Ende der Grossstadt wohnen, zieht es uns dennoch relativ oft (= jeden Tag) hierhin. Nicht zum wohnen, sondern nur für kleine Ausflüge.

Ein Schiffsbesitzer hat uns speziell gut gefallen. Er hatte ein etwas eigene Auffassung, wie so ein Rettunsboot aussehen könnte, und ich wünsche Ihm von ganzen Herzen, dass er nie darauf angewiesen sein wird ...

Im Hafen waren auch recht schnelle Boote und die richtige Besatzung vor Anker.

Wir einigten uns relativ schnell, dass wir unsere Tour auch gut per Schiff weiterführen könnten :-)

Doch da wir überhaupt keine Ahnung von den Schiff's-, Hafen-, und Parkregeln haben und wir mit dem Towing etwas schlechte Erfahrungen gemacht hatten (am Virginia Beach), so verdrängten wir den Gedanken und freuten uns sofort wieder auf die Reise im Auto.

Apropos Auto, da war noch ein Junge, welchem die Klimaanlage nicht stark genug kühlte und so entfernte er kurzerhand jegliche Fenster an seinem Auto.

Interessant wäre noch sein Gesicht, wenn er das nächste Mal in ein Gewitter durchfährt, nicht ?

Am Abend wurden wir von Mary & Werner zum Nachtessen eingeladen und die Dame des Hauses verzauberte uns mit Ihrer Kochkunst.

Wir brachten einen Strauss (für die Dame) und ne Flasche Wein (für den Herrn) mit und Werner meinte lachend, dass wir gut erzogen sind und unter die Leute dürften.

So hatten wir nen tollen Abend, mal nicht auf der Gasse, dafür in sehr angenehmer Umgebung und göttlichem Essen.

Än Guätä und Prost !

So, liebes Tagebuch, mir sterben bereits die ersten Finger ab und ich bin mir ernsthaft am Überlegen, wieviel eine Sekretärin pro Stunde kostet.

Ich haue mich jetzt noch ein paar Stunden auf's Ohr und schon bald müssen wir dem Autovermieter unsere kleine Panne schildern und ein anderes Auto organisieren. Dann packen wir die Koffern und fahren bis am Donnerstag nach San Francisco. Good Night ...